Herbsttagung der Synode 2022
Synode: Debatten um Kirchenzukunft und Haushaltszahlen erwartet
Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) tritt am Mittwoch in Offenbach zu ihrer traditionellen Herbsttagung zusammen. Noch bis Samstag werden die 120 Delegierten des mit einem Parlament vergleichbaren Kirchengremiums unter der Leitung von Präses Birgit Pfeiffer in der Offenbacher Stadthalle tagen. Dort wollen sie annähernd 70 Tagesordnungspunkte abarbeiten. Erwartet werden Debatten um die Kirchenzukunft und die Haushaltszahlen. Unter anderem soll am Reformprozess „ekhn2030“ weitergearbeitet und das Budget für das kommende Jahr beschlossen werden. Die Sitzungen des ehrenamtlich arbeitenden Gremiums sind öffentlich. Die Synodentagung wird auch live ins Internet übertragen auf www.ekhn.de. Die 120 Synodalen der EKHN repräsentieren rund 1,4 Millionen Mitglieder in einem Gebiet zwischen Biedenkopf und Neckarsteinach. Zur hessen-nassauischen Kirche gehören auch Regionen in Rheinland-Pfalz etwa um Mainz, Worms und Montabaur.
Abstimmung: Haushalt über 721 Millionen Euro
Traditionell wird auf der Herbsttagung der Haushalt für das kommende Jahr verabschiedet. Für 2023 ist er mit einem Volumen von knapp 721 Millionen Euro veranschlagt. Der Entwurf rechnet mit Einnahmen durch die Kirchensteuer von rund 527 Millionen Euro. Der vorliegende EKHN-Etat markiert gleich an zwei Stellen Unsicherheiten. Einerseits sei nicht klar, wie sich die wirtschaftlichen Langzeitfolgen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen der anhaltenden Kriegshandlungen in der Ukraine auf die Kirchensteuereinnahmen auswirkten, heißt es im Entwurf. Gleichzeitig bleibe offen, wie stark sich die Personalkosten angesichts hoher Inflationszahlen nach oben entwickelten. Sie machen immerhin fast die Hälfte der Gesamtaufwendungen im aktuellen Haushalt aus.
Weiterarbeit: Reformprozess „ekhn 2030“ bleibt im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt der Synodentagung in Offenbach wird die Weiterarbeit am Reformprozess „ekhn2030“ stehen. Mit dem seit 2019 laufenden Zukunftsprojekt will die hessen-nassauische Kirche tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, der demographischen Entwicklung und knapper werdenden Ressourcen begegnen. Dabei sollen kirchliche Arbeitsstrukturen besser aufeinander abgestimmt und beispielsweise Kooperationen von Gemeinden verstärkt werden. Im Fokus der aktuellen Tagung: neue Verkündigungsteams und Anpassungen in den Arbeitszentren. Zunächst soll ein neues „Verkündigungsdienstgesetz“ verabschiedet werden. Es soll auch in Zukunft eine flächendeckende kirchliche Versorgung sicherstellen. So sollen Teams aus Pfarrdienst, kirchenmusikalischem und gemeindepädagogischem Dienst nachbarschaftlich zusammenarbeiten. Hintergrund ist unter anderem, dass vor allem durch eine Pensionierungswelle die Zahl der Pfarrstellen von zurzeit 1400 auf 950 Pfarrstellen im Jahr 2030 zurückgehen wird. Zugleich steht eine Reform der Handlungsfelder und Arbeitszentren unter anderem für die Bereiche Seelsorge, Verkündigung und Ökumene an. Zudem sollen auch erste Weichen für die künftige Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen gestellt werden.
Wahl: Neuer Verwaltungsleiter der EKHN gesucht
Auf der bevorstehenden Tagung der Synode soll auch ein neuer Leiter der EKHN-Kirchenverwaltung gewählt werden. Als Kandidat für die Nachfolge von Heinz Thomas Striegler wird sich der 44 Jahre alte Jurist und Theologe Lars Esterhaus präsentieren. Er ist Professor für Öffentliches Recht und Dekan des Zentralen Lehrbereichs der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl bei Köln. Striegler seht seit 2010 an der Spitze der Kirchenverwaltung und wird im kommenden Jahr in den Ruhestand gehen.
Ehrung: Martin Niemöller-Medaille an Ulrich Oelschläger
Der frühere langjährige Präses der EKHN-Kirchensynode Ulrich Oelschläger soll auf der bevorstehenden Synode mit der Martin-Niemöller-Medaille die Höchste Auszeichnung der EKHN erhalten. Oelschläger war von 2010 bis Anfang 2022 im Ehrenamt Präses der Elften und Zwölften Kirchensynode der EKHN. Mitglied in der Synode war Oelschläger bereits seit 1992. Von 1998 gehörte er bis zu seinem Ausscheiden in diesem Jahr zudem dem Kirchensynodalvorstand (KSV) an. Der 76 Jahre alte frühere Studiendirektor und promovierte Theologe ist zudem vielfältig ehrenamtlich in der evangelischen Kirche engagiert und gilt als Experte für das jüdisch-christliche Verhältnis. Unter anderem arbeitete er im Lenkungsausschuss für das 500. Reformationsjubiläum 2017 mit und ist seit 2008 „Lutherbeauftragter“ der Stadt Worms.
Hintergrund Synode: Das „maßgebende Organ“
Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das „maßgebende Organ“ der hessen-nassauischen Kirche. Aktuell hat sie 120 Sitze. Die gewählten Delegierten arbeiten ehrenamtlich in dem mit einem Parlament vergleichbaren Kirchengremium. Eine Legislaturperiode dauert sechs Jahre. Die Kirchensynode erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter und beschließt den Haushalt. Gewöhnlich tritt die Synode zwei Mal im Jahr zusammen. Als das maßgebende Organ geistlicher und rechtlicher Leitung trifft sie auch wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale Arbeitsgruppen bereiten sie vor. Geleitet wird die Synode vom Kirchensynodalvorstand mit einem oder einer Präses. Gemäß Kirchenordnung sollen möglichst zwei Drittel der gewählten Synodalen nichtordinierte Gemeindemitglieder sein, ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer.
Mehr Informationen und die genaue Tagesordnung im Internet unter www.ekhn.de/Synode
Themen und Zeiten der Synode (in Auswahl)
Mittwoch
11 Uhr: Haushaltseinbringung und Personalbericht
14.30 Uhr: Wahl eines neuen Leiters der Kirchenverwaltung
Donnerstag
9 Uhr: ekhn2030: Verkündigungsdienstgesetz / 2. Lesung
Ab 14.30 Uhr ekhn2030: Handlungsfelder und Zentren / Beschlussfassung
Freitag
9 Uhr: ekhn2030: Verkündigungsdienstgesetz / Beschlussfassung
10.30 Uhr: Aktion zum Thema Frauenrechte
12 Uhr: Martin-Niemöller-Medaille: Verleihung an Ulrich Oelschläger
14.30 Uhr: Wahl von zwei Kirchenleitungs-Mitgliedern
17 Uhr: Verabschiedung Haushalt