Synode an der Dill
Neuer Vorstand vor großen Aufgaben
Alle sechs Jahre wird neu gewählt: Zur Wahlsynode an der Dill sind im Bürgerhaus Merkenbach am Samstagvormittag die gewählten Gemeindevertreterinnen und Vertreter aus den 36 Kirchengemeinden links und rechts der Dill und die gewählten Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Evangelischen Dekanat an der Dill zusammen gekommen, um die Mitglieder im Dekanatssynodalvorstand (DSV) und weiteren Gremien neu zu bestimmen.
Herborn (hjb). Klares Signal seitens der Delegierten aus den 36 Kirchengemeinden an der Dill: Am Samstag wurde Dr. Wolfgang Wörner als Vorsitzender des Dekanatssynodalvorstandes (DSV) mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. Vier neue Gesichter gehören künftig dem DSV an. Für das Präses-Amt war Dr. Wolfgang Wörner der einzige Kandidat. Er wurde mit 58-Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen wiedergewählt.
Präses: Hoffnung lebendig halten und Freiräume nutzen
In seiner Rede warb Dr. Wolfgang Wörner dafür, die Herausforderungen und die anstehenden Veränderungsprozesse anzunehmen und zu gestalten. Er bat die Synodalen, „die Hoffnung unter uns lebendig zu halten und die anstehenden Aufgaben voller Zuversicht anzupacken“. Kirche müsse ihre Relevanz für die Menschen immer wieder neu beweisen. „Es ist am Ende mindestens genauso wichtig, dass wir entstehende Freiräume nutzen, um trotz aller Widrigkeiten inhaltlich stark und nahe bei den Menschen zu bleiben. Lassen Sie uns dabei auch neue Formate nutzen, Sie haben in ihren Gemeinden in den vergangenen Jahren so viel an Kreativität gezeigt“.
Benennungsausschuss gebildet
Unter strengen Hygienebestimmungen und mit Abstand zueinander haben die 62 anwesenden Synodalen im Bürgerhaus 14 Tagesordnungspunkte - alles geheime Wahlen - absolviert. Der alte und neue Präses Dr. Wörner dankte allen, die sich für eine Kandidatur bereiterklärt hatten. Dass es zu Veränderungen im Dekanatssynodalvorstand (DSV) kommen würde, hatte sich im Vorfeld abgezeichnet: Pfarrerin Bettina Marloth und die Ehrenamtlichen Kira Benner-Müller sowie Dr. Armin Schwalfenberg stellten sich nicht erneut zur Wahl. Dekan Roland Jaeckle sagte, ein Ausschuss hatte sich in der Vorbereitung auf die Synode mit möglichen neuen Kandidatinnen und Kandidaten für den Dekanatssynodalvorstand befasst. Dem Benennungsausschuss gehörten neben Dekan Roland Jaeckle und Präses Dr. Wolfgang Wörner die beiden Prädikantinnen Ute Arnold und Silke Pauli an.
DSV besteht weiterhin aus elf Mitgliedern
Die Wahlsynode hatte zuvor einstimmig entschieden, dass der Dekanatssynodalvorstand (DSV) der II. Dekanatssynode des Ev. Dekanats an der Dill weiterhin aus 11 Mitgliedern bestehen soll. Zum Dekanatssynodalvorstand gehören neben dem Präses, dem Dekan und dem stellv. Dekan fünf weitere Ehrenamtliche und drei Pfarrerinnen und Pfarrer an. Insgesamt sind es elf Mitglieder.
Gewählt wurden erstmals Jenny Berns (Herborn) mit 56 Ja-Stimmen und Karin Schmidt (Haiger) mit 54 Ja-Stimmen als Ehrenamtliche in den DSV. Klaus Best (Sechshelden) gelang mit 49 Ja-Stimmen, Achim Hartmann (Eiershausen) mit 58 Ja-Stimmen und Ralf Schaffner (Frohnhausen) mit 54 Ja-Stimmen die Wiederwahl als ehrenamtliche DSV-Mitglieder.
Neue Gesichter und viel Kontinuität
Im Anschluss wurden die Pfarrerinnen und Pfarrer für den DSV gewählt: Pfarrerin Jelena Wegner (Siegbach) wurde mit 50 Ja-Stimmen und Pfarrer Andree Best (Herborn) mit 38 Ja-Stimmen für den Synodalvorstand gewählt. Pfarrerin Kathleen Theiß (Driedorf) gelang mit 37 Ja-Stimmen der Wiedereinzug in den DSV. Alle Gewählten nahmen die Wahl an. Pfarrer Wieland Schäfer, der seit vielen Jahren dem DSV angehörte, verfehlte den Einzug in den DSV. Als stellvertretender Präses wurde Klaus Best mit 50 Ja- Stimmen, 6-Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen wieder gewählt. Nicht zur Wahl standen Dekan Roland Jaeckle und der stellevertretende Dekan Michael Brück, die bereits im vergangenen Jahr bzw. vor zwei Jahren gewählt wurden.
Wahl der Kirchensynodalen
Als Kirchensynodale wurden Pfarrerin Sonja-Katharina Oppermann (Ballersbach) und die Ehrenamtlichen Sascha Schwunk (Haiger), Marianne Seibert (Eibach) und Jörg Waldschmidt (Frohnhausen) gewählt. In weiteren Wahlgängen wurden Pfarrer Martin Slenczka (Herbornseelbach) als Stellvertreter für Pfarrerin Oppermann, Andreas Rompf (Haiger) als Vertreter für Sascha Schwunk, Kim Steven Klus (Dillbrecht) für Marianne Seibert und Ralf Schaffner (Frohnhausen) als Vertreter für Jörg Waldschmidt gewählt.
Wahl der Verbandsvorstandsmitglieder
Zum Schluss der Wahlsynode wurden Pfarrer Ralf Arnd Blecker (mit 52 Ja-Stimmen) und Klaus-Dieter Theis (mit 53 Ja-Stimmen) für den Verbandsvorstand der Evangelischen Regionalverwaltung als Vertreter für das Evangelische Dekanat an der Dill bestimmt. Wolf-Rüdiger Berns, der dem Verbandsvorstand vorher angehörte, verfehlte die Wiederwahl.
Präses: Dank allen Mitarbeitenden
Präses Dr. Wolfgang Wörner dankte ausdrücklich den Synodalen für ihr zahlreiches Erscheinen und die Disziplin Abstände einzuhalten und über die Dauer der gesamten Tagung eine Maske zu tragen. Dr. Wolfgang Wörner zeigte sich erleichtert darüber, dass trotz der hohen Inzidenzen die Wahlsynode doch in Präsenz stattfinden konnte. Er dankte auch allen Mitarbeitenden des Evangelischen Dekanats für die Organisation und die Hilfe beim Aufbau. Und er dankte Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, Kira Benner-Müller, Dekan Roland Jaeckle und Dr. Armin Schwalfenberg, die den Wahlvorstand bildeten.
» Die nächste Synode ist für Freitag, 18. März 2022 um 17 Uhr geplant. Da die Entwicklung der Fallzahlen und Richtlinien noch nicht absehbar ist, bat Präses Dr. Wolfgang Wörner die Synodalen sich als Ersatztermin, Samstag, 30. April 2022 zu notieren.
Zur Person Dr. Wolfgang Wörner
Dr. Wolfgang Wörner (Jahrgang 1960) wurde im Januar 2016 als erster Präses des neuen Evangelischen Dekanats an der Dill in Haiger gewählt. Wörner hat in Frankfurt Pharmazie und theoretische Medizin studiert und war einige Jahre in der Forschung. Seit 1991 ist er in Sinn als selbstständiger Apotheker tätig. In seiner Kirchengemeinde Sinn ist war er bis 2016 stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, er war acht Jahre Vorsitzender des CVJM Sinn, seit 24 Jahren ist er im Vorstand der Diakonie-Pflegestationen Herborn-Sinn und seit gut sieben Jahren der Vorsitzende des Vorstandes. Dr. Wolfgang Wörner war 18 Jahre Mitglied der Dekanatssynode in Herborn. Er vertritt die Propstei Nord-Nassau im Vorstand der Konferenz der DSV-Vorsitzenden. Er ist seit 35 Jahren verheiratet mit seiner Frau Astrid, gemeinsam haben sie fünf erwachsene Kinder.
Hintergrund Evangelisches Dekanat an der Dill
Das Evangelische Dekanat an der Dill besteht seit dem 1. Januar 2016 und ist aus den ehemaligen Dekanaten Dillenburg und Herborn erwachsen. In den 36 Kirchengemeinden zwischen Nenderoth und Rittershausen sowie von Langenaubach bis Siegbach leben etwa 49.500 Mitglieder.
Die Dekanatssynode entspricht einem „regionalen Kirchenparlament. Es tagt in der Regel zweimal im Jahr und setzt sich zusammen aus Delegierten der 36 Kirchengemeinden, gewählten Pfarrerinnen und Pfarrern sowie weiteren gewählten und berufenen Mitgliedern.
68 Synodale gehören dem Gremium an, zur Wahlsynode in Merkenbach waren 63 Synodale anwesend. Ehrenamtliche sind in der Dekanatssynode gegenüber Hauptamtlichen in der Mehrheit. Mit der Wahlsynode nach den Kirchenvorstandswahlen in den Kirchengemeinden im vergangenen Jahr hat sich die Dekanatssynode für die nächste Amtsperiode von sechs Jahren neu gebildet.
» Der Wortlaut der Rede von Dr. Wolfgang Wörner vor der Synode:
Liebe Synodale, liebe Frau Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer,
2016 hat die Dekanatssynode mich zum ersten Präses des ev. Dekanats an der Dill gewählt. Damals hat man mir gesagt – und ich habe das auch selbst so gesehen: „Die größte Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, das neue Dekanat zusammenzuführen.“ Es kam dann zum Glück alles ganz anders. Trotz einiger Schwierigkeiten haben wir viel schneller, als man das vielleicht hätte erwarten dürfen, auf allen Ebenen zu einer wirklichen Einheit zusammengefunden. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit hat im neuen Dekanat praktisch von Anfang an überwogen.
Jetzt wissen wir alle, mit Prognosen ist das so eine Sache, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen. Aber dass die kommende Legislaturperiode eine spannende wird, dass jetzt die Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt werden, so viel traue ich mich zu sagen, das kann man bereits heute mit Fug und Recht feststellen. Das Reformprogramm EKHN 2030 wird die kommende Synodalperiode bestimmen und dessen Umsetzung ist eine große Herausforderung und eine gewaltige Gemeinschaftsaufgabe für uns alle. Dieser Prozess ist unbestritten in Teilen schmerzhaft, aber zugleich doch auch zwingend notwendig, damit wir uns als Kirche trotz der sinkenden Steuereinnahmen unsere Handlungsfähigkeit weitestgehend erhalten.
Ja, auch ich habe mit so manchem, was angedacht ist, meine Probleme. Ja, auch mir erschließt sich die Sinnhaftigkeit einiger Vorhaben nicht in jedem Detail. Nicht alles, was möglicherweise für Frankfurt oder Wiesbaden stimmig ist, passt auch für das Land an der Dill. Und doch: Die Alternative kann nicht heißen, dass wir den Kopf in den Sand stecken und uns so lange verweigern, wie es nur irgend geht und wir am Ende gezwungen werden. Es ist auch nicht alles schon endgültig festgezurrt. Wir haben eine reale Chance, über verschiedene Kanäle Einfluss zu nehmen und diesen Prozess aktiv mitzugestalten. Diese Chance möchte ich gerne nutzen!
Ich will gerne auch meine Zusage vom September noch einmal aufgreifen und bekräftigen. Nach meiner festen Überzeugung kann EKHN 2030 nur gelingen, wenn alles, was auf dem Tisch liegt, in engem und vertrauensvollem Dialog zwischen DSV und den Gemeinden vorbereitet wird. Entscheidungen müssen für alle transparent sein. Jedes Vorhaben wird hier in der Synode ausreichend diskutiert, Entscheidungsträger ist diese Synode und sonst niemand.
Und noch eins: Wir brauchen eine straffe Verwaltung, wir brauchen schlankere Strukturen, eine Konzentration unserer Kräfte, aber all das wird uns keinen einzigen zusätzlichen Gottesdienstbesucher bringen, mit all unseren – wohlgemerkt: notwendigen – Reformen werden wir keinen einzigen Kirchenfernen für das Evangelium begeistern können. Aus diesem Grunde dürfen wir nicht bei einer wohlgeordneten Verwaltung und zeitgemäßen Strukturen stehen bleiben und glauben, damit hätten wir die Zukunft gesichert. Es ist am Ende mindestens genauso wichtig, dass wir entstehende Freiräume nutzen, um trotz aller Widrigkeiten inhaltlich stark und nahe bei den Menschen zu bleiben. Lassen Sie uns dabei auch neue Formate nutzen, Sie haben in ihren Gemeinden in den vergangenen Jahren so viel an Kreativität gezeigt. Kirche muss ihre Relevanz für die Menschen immer wieder neu beweisen.
Liebe Synodale, irgendwann wird auch die Corona-Pandemie beendet sein. Ich hoffe natürlich, dass dies möglichst bald geschieht. Sie alle miteinander haben Ihre Gemeinden mit großem Engagement und ganz viel Verantwortungsbewusstsein durch diese Krise hindurch gesteuert. Ich habe Ihnen dafür schon ausdrücklich meinen Dank und meine Anerkennung ausgesprochen. Aber wie wird das eigentlich sein, wenn wir aus der Pandemie wieder auftauchen? Es lässt sich leider schon jetzt beobachten, dass Corona in vielen Bereichen zu einer Art Beschleuniger für Entwicklungen geworden ist, die sich bereits lange angebahnt haben. Ich meine, wir dürfen das nicht einfach hinnehmen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der DSV alles in seiner Macht stehende tut, damit die deutlichen Abbrüche, die wir in unseren Gottesdiensten, in der Jugendarbeit, in Chören, in Gruppen und Kreisen beobachten, sich nicht verfestigen. Wir werden Sie in den Gemeinden nicht alleine lassen.
Liebe Synodale, im Jahre 1943 behauptete Thomas Watson, der damalige IBM-Chef: „Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“ Und wer hätte das damals wohl besser beurteilen können als der Chef von IBM? Trotzdem hat sich diese Voraussage nachweislich als falsch erwiesen. Auch fundierte Prognosen sind eben keine Naturgesetze. Ich bin nicht naiv, aber warum versuchen wir nicht viel konsequenter, negative Trends wie die scheinbar unaufhaltsam abnehmenden Mitgliederzahlen aktiv zu beeinflussen?
Ich komme noch einmal zurück auf die Vereinigung der Altdekanate Dillenburg und Herborn. Warum ist uns das so gut gelungen, dass wir sogar als Vorbild für nachfolgende Dekanatsfusionen fungiert haben? Aus meiner Sicht waren wir deswegen so erfolgreich, weil dieser Prozess sorgfältig und langfristig vorbereitet wurde, weil wir nicht alles selbst machen wollten, sondern uns bei der Prozessgestaltung kompetente Hilfe geholt haben. Weil wir den Prozess zunächst aus eigenem Antrieb und ohne äußeren Zwang begonnen haben, weil wir es als Gemeinschaftsaufgabe aller Beteiligten im Dekanat gesehen haben und nicht zuletzt, weil es uns wichtig war, die inhaltliche Arbeit zunächst in den Vordergrund zu stellen. Von diesen Erfahrungen können wir bei den vor uns liegenden Anforderungen nur profitieren.
Liebe Synodale, ich plädiere dafür, die Hoffnung unter uns lebendig zu halten und die anstehenden Aufgaben voller Zuversicht anzupacken. Ich bin dankbar dafür, dass ich zusammen mit Dekan Jaeckle und den Kolleginnen und Kollegen im DSV in den vergangenen sechs Jahren für dieses Dekanat arbeiten und dabei auch einiges bewegen konnte. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihr Vertrauen für eine weitere Amtszeit schenken wollen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!