ekhn2030
Evangelische Kirche will mehr Nachbarschaft, weniger Gebäude und intensivere Jugendarbeit
Mehr als zwei Dutzend Anträge wurden bei den intensiven Diskussionen eingereicht und müssen nun bearbeitet werden. Abschließende Entscheidungen zu grundlegenden Reformen werden erst im kommenden Jahr erwartet.
Kirchenpräsident: Sich von Dingen trennen lernen
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung sprach sich in der Debatte angesichts der demographischen Entwicklung und zurückgehender Mitgliederzahlen für eine „Kirche mit leichtem Gepäck“ aus. Es reiche in Zukunft nicht mehr aus, die bestehende Arbeit einfach zu reduzieren. Es sei nötig, „sich von manchem, was dauerhaft Mittel bindet“, zu trennen, um auch in Zukunft Bewegungsspielräume für die kirchliche Arbeit zu erhalten. Ziel sei es, „eine aktive und attraktive Kirche – offen und öffentlich in vielfältiger Weise nah bei den Menschen“ zu bleiben.
Nachbarschaftsräume: Zusammenarbeit intensivieren
Ein zentraler Bestandteil von „ekhn2030“ ist die Schaffung sogenannter Nachbarschaftsräume ab dem Jahr 2023. Es geht nach Worten des Entwurfs dabei „um eine Organisation des sozialen Nahraums, die in geistlicher Hinsicht eine Kirche für und mit anderen stärken und ermöglichen soll“. Ziel ist es, die Zusammenarbeit der Gemeinden vor Ort und mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft zu intensivieren und die Arbeit der Hauptamtlichen künftig viel stärker in Teams zu organisieren. Das Modell geht derzeit von etwa 3.000 bis 6.000 Gemeindegliedern als Orientierungsgröße für einen Nachbarschaftsraum aus.
Gebäude: Bestand konzentrieren
Das Reformprojekt sieht zudem vor, den Bestand der über 4.000 kirchlichen Gebäude zu konzentrieren. Hier sollen bis zum Jahr 2030 mindestens zehn Millionen Euro jährlich an kirchlichen Bauzuweisungen eingespart zu werden. Im Fokus der vorgestellten Pläne sind dabei vor allem die rund 900 Gemeindehäuser. Viele Bauten seien sanierungsbedürftig. Bei den 1.200 Kirchen und sakralen Versammlungsstätten sieht der Entwurf weniger Möglichkeiten zur Veränderung. Neben der hohen Bedeutung vor Ort und der symbolischen Wirkung der Kirchen seien 90 Prozent von ihnen in Hessen-Nassau denkmalgeschützt. Gleichwohl zeige das Programm „Kirche kann mehr“, dass es kreative Möglichkeiten gäbe, Kirchengebäude vielfältig zu nutzen und beispielsweise zu multifunktionellen Räumen für Veranstaltungen umzubauen. Ab 2023 sollen – so der Vorschlag – regionale Gebäudekonzepte entwickelt werden.
Kinder- und Jugendarbeit: Mehr digitale Räume schaffen
Die Kinder- und Jugendarbeit soll einem ersten Vorschlagskatalog zufolge künftig stärker auf die aktuellen Bedürfnisse der Generation zugeschnitten werden. So soll Kirche beispielsweise stärker als bisher das Thema Nachhaltigkeit gemeinsam mit jungen Menschen bearbeiten. Auch im digitalen Raum soll die Kirche künftig „souverän agieren“ lernen. Unter anderem sollten digitale Jugendräume, digitale Kirchen und digitale Gemeinden eingerichtet werden. Bei jungen Erwachsenen solle zudem unter anderem das Thema Ausbildung und Studium deutlich stärker als bisher von der Kirche beachtet werden.
Hintergrund: Reformprozess „ekhn2030“
Mit dem seit 2019 laufenden Zukunftsprozess „ekhn2030“ will die hessen-nassauische Kirche tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen der demographischen Entwicklung und knapper werdenden Ressourcen begegnen. Dabei werden Arbeitsstrukturen besser aufeinander abgestimmt und beispielsweise Kooperationen von Gemeinden verstärkt. Derzeit rechnet die EKHN im Jahr 2030 mit weniger als 1,2 Millionen Mitgliedern gegenüber 1,4 Millionen heute. Angesichts der prognostizierten Mitgliederentwicklung sollen die jährlichen Ausgaben bis zum Jahr 2030 um 140 Millionen Euro gesenkt werden.
mehr über den Zukunftsprozess ekhn2030
Für Mitarbeitende: Materialien für ekhn2030